Zurück zur ÜbersichtSpaziergänge und Begehungen

Orte gemeinsam erkunden

Bürgerbeteiligungsverfahren


Bei Spaziergängen und Ortsbegehungen können Vertreterinnen und Vertreter der Zielgruppe gemeinsam mit unterschied­lichen Akteurinnen und Akteuren Stadtteile, Dörfer, Quartiere, Veedel oder Kieze beispielweise im Hinblick auf deren bewegungsfreundliche Gestaltung erkunden. Im Fokus können dabei zum Beispiel Barrieren, Sitzgelegenheiten, Geh- und Fahrradwege, aber auch Grünflächen stehen, also alles was Menschen dazu bringt bzw. daran hindert sich im Alltag und im Wohnumfeld zu bewegen. Grundsätzlich ist es möglich, eine Begehung über einen Videostream auch digital durchzuführen.

Findet es live statt, nützt dieses Beteiligungsformat nicht nur der bewegungsfreundlichen Gestaltung des Wohnumfelds. Sie fördern damit die Bewegung und somit auch die Gesundheit der Teilnehmenden.

  • Ältere Menschen (Ihre Zielgruppe)
  • Kommunen (Sozial- und Gesundheitsamt, Demografiebeauftragte/r, Stadtplaner/in)
  • Soziale Einrichtungen (Nachbarschafts- oder Seniorentreffpunkte, Alten- und Pflegeheime, Bildungseinrichtungen, Kirchengemeinden, Sportvereine)

Tipp

Die Beteiligung basiert oftmals auf freiwilligem Engagement. Deshalb ist es wichtig, die Interessen und Wünsche der Menschen ernst zu nehmen und das Engagement wertzuschätzen.

  • Die Route und ggf. das Thema eines Spaziergangs / einer Begehung sollten vorher mit den Teilnehmenden abgestimmt werden.
  • In der Regel finden dazu ein oder mehrere Treffen statt.
  • Um ältere Menschen zu finden, die sich an einem Projekt beteiligen, braucht es Kooperationspartner vor Ort. Das können zum Beispiel Seniorentreffpunkte, Seniorenbüros, Nachbarschaftscafés oder Mehrgenerationenhäuser sein.
  • Einigen Sie sich in der Gruppe auf ein gemeinsames Ziel: Was bezwecken Sie mit dem Spaziergang oder der Begehung?
  • Verbindliche und feste Strukturen dienen der erfolgreichen Umsetzung eines Projekts. Das heißt konkret: Es finden regelmäßige Treffen statt, es sollte eine feste Ansprechperson und eine klare Aufgabenverteilung innerhalb der Gruppe geben.
  • Bei Ortsbegehungen können mögliche Lösungsansätze andiskutiert werden.
  • Im Nachgang ist es wichtig, das Gespräch „am Tisch“ fortzusetzen und die wichtigsten Ergebnisse zu dokumentieren.
  • Im letzten Schritt müssen die Ergebnisse aufbereitet und kommuniziert werden (z. B. als Bericht, Flyer oder Broschüre)

Hinweis

Eine Ortsbegehung kann gut mit dem Auditverfahren „Wrats“ kombiniert werden, um gezielt Fragen zu Funktionalität, Sicherheit, Gestaltung und Entfernung zu beantworten.

Lesenswert

Geschäftsstelle der Kommunalen Gesundheitskonferenz Rhein-Neckar- Kreis und Heidelberg (Hrsg.): Auf dem Weg zu einer alternsfreundlichen Kommune am Beispiel der Stadtteilanalyse Weinheim-West. Heidelberg: 2015.
Die Leserinnen und Leser erwartet eine ausführliche und zugleich praxisorientierte Darstellung der Stadtteilanalyse Weinheim-West. Ein Baustein ist die Ortsbegehung. Neben der Planung und Umsetzung werden hier auch die Ergebnisse und daraus resultierende Handlungsempfehlungen für den Stadtteil dargestellt.

Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. (Hrsg.): Schritt für Schritt zu mehr Partizipation im Alter - Ein Leitfaden zur Beteiligung älterer Menschen an der Gestaltung bewegungsfreundlicher Quartiere – Impulse aus der Forschung und Berliner Beispiele zu Stadtteilbegehungen und Kiezspaziergängen. Berlin: 2013.
Dieser Leitfaden enthält viele praktische Beispiele, wie die Partizipation älterer Menschen im Kontext von gesundheitsförderlichen Aktivitäten vor Ort gelingen kann. Im Fokus stehen dabei vier Projekte, an deren Beispiel die Leserinnen und Leser viel nützliche Tipps und Hinweise zur Umsetzung von Spaziergängen und Begehungen von der Planung über die Durchführung bis zur Nachbereitung erhalten.

Forschungsgesellschaft für Gerontologie e. V. / Institut für Gerontologie an der TU Dortmund / Leben im Alter e. V. / Institut für Zukunftsfragen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft der Evangelischen Hochschule Darmstadt (Hrsg.): Gesundheit gemeinsam vor Ort gestalten – Bürgerbeteiligung ermöglichen. Band 1. Dortmund/Bocholt/Darmstadt: 2020.
Das Handbuch zeigt anhand des Projekts „Gesundheitszentrum Spork“ Möglichkeiten auf, wie ältere Menschen in die Entwicklung von Gesundheitsangeboten vor Ort einbezogen werden können. In der Handbuchreihe sind noch drei weitere Ausgaben zum Aufbau von Netzwerken, zur ehrenamtlichen Gesundheitsbegleitung sowie zu rechtlichen und Finanzierungs­fragen. Die Handbücher stehen zum kostenlosen Download zur Verfügung https://www.gz-ludgerushof.de/handbuchreihe/.

Initiative Allianz für Beteiligung e.V. (Hrsg.): (Neu)Land gestalten - Methoden und Praxisbeispiele für Bürgerbeteiligung in kleinen Städten und Gemeinden. Stuttgart: 2016.
Dieses Methodenhandbuch zur Bürgerbeteiligung enthält viele praktische Tipps und Beispiele, wie sich vor allem in kleinen Städten und Gemeinden Beteiligungsprozesse erfolgreich gestalten lassen. Die Leserinnen und Leser finden hier viele Anregungen für die Umsetzung von Beteiligung vor Ort.

Stiftung Mitarbeit & ÖGUT (Hrsg.): Bürgerbeteiligung in der Praxis. Ein Methodenhandbuch. Bonn: 2018.
Das Buch unternimmt einen sachkundigen und erfahrungsbasierten Streifzug durch die Welt der dialogischen Bürgerbeteiligung und Demokratie. Von Aktivierender Befragung bis Zukunftskonferenz: die Autorinnen und Autoren stellen erprobte und der (Fach-)Öffentlichkeit geläufige Methoden der Bürgerbeteiligung vor und beschreiben auch weniger bekannte Formate und Verfahren. Die Publikation bietet eine Mischung aus alltagsnahem Grundlagenwissen und leicht zu lesendem Methodenkompendium. Viele gute Praxisbeispiele runden das Buch ab.

Dr. Sabine Skutta, Dr. Joß Steinke, et al. (Hrsg.): Digitalisierung und Teilhabe. Mitmachen, mitdenken, mitgestalten! Baden-Baden: 2019.
Mehrere Autorinnen und Autoren gehen in insgesamt 22 Beiträgen auf Grundlegendes, ethische Aspekte und technische Fragen rund um Digitalisierung und Partizipation ein. Unter anderem wird in den Blick genommen, welche Strukturen beispielsweise bei älteren Menschen zu mehr Beteiligung und Teilhabe führen.

  • Technische Voraussetzungen: Smartphone mit Videofunktion und Kopfhörern für die Person, die die Begehung durchführt; Endgeräte (z. B. Computer, Laptop) mit Mikrofon/Headset für die Teilnehmenden; Videokonferenz-Tool mit dem sich der Stream von der Begehung live verfolgen lässt
  • Personelle Voraussetzung: eine Person vor Ort, die die Begehung filmt; ggf. persönliche Assistenz, die die Teilnehmenden im Umgang mit der Technik unterstützt
  • Vor dem Stadtspaziergang sollte eine ausführliche technische Einweisung in die Nutzung der Videokonferenzplattform (z. B. On- und Offlinestellung des Mikrofons, Lautstärkenregelung) stattfinden. Dafür ist möglicherweise ein zusätzlicher Termin vor der eigentlichen Begehung notwendig.
  • Die Ortsbegehung wird von einer Person gefilmt und per Livestream übertragen. Die Teilnehmenden können über Mikrofone an ihren Endgeräten das Gesehene in Echtzeit kommentieren und Hinweise zu Barrieren geben. Die Person vor Ort kann die Kommentare über Kopfhörer hören.
  • Das Video der Begehung wird im Nachgang noch einmal in einem Online-Workshop besprochen und die Ergebnisse dokumentiert.

Praxisbeispiele

  • Angebot: Ehrenamtlich begleitete, regelmäßige Spaziergänge in der Gruppe im Stadtteil
  • Ziel(e): Ältere Menschen zu mehr regelmäßiger Bewegung motivieren
  • Kooperation: Initiator des Projekts ist die Kommune, koordiniert werden die Gruppen durch hauptamtliche Mitarbeitende sozialer Einrichtungen vor Ort, geplant und durchgeführt werden die Spaziergänge von ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleitern mit den Teilnehmenden.
  • Beteiligung: Dauer der Spaziergänge und Strecken werden nach den Wünschen und körperlichen Möglichkeiten der Teilnehmenden ausgesucht. Die Teilnehmenden werden regelmäßig um ein Feedback und um Anregungen für weitere Routen gebeten.

Zum Weiterlesen

Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. (Hrsg.): Schritt für Schritt zu mehr Gesundheit im Alter. Ein Leitfaden zum Aufbau von begleiteten Spaziergangsgruppen und zur Initiierung von Trainingsgruppen zur Sturzprävention im Stadtteil. Berlin: 2011.

  • Angebot: Niedrigschwelliges Angebot für ältere Menschen, Spaziergänge in verschiedenen Kölner Stadtvierteln, die mit Freunden, Bekannten, Nachbarn oder auch allein unternommen werden können. Die Statteilrundgänge werden in Form von Faltblättern veröffentlicht und sind auch im Internet abrufbar. Sie bieten Informationen zu Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten des jeweili- gen Viertels, aber auch zu Rastmöglichkeiten, barrierefreien Wegen und öffentlichen Toiletten.
  • Ziel(e): Ältere Menschen zu einem gesundheitsförderlichen Lebensstil motivieren
  • Kooperation: Initiator und Koordinator ist das städtische Gesundheitsamt in Kooperation mit politischen Seniorenvertretungen und lokalen ehrenamtlichen Seniorenorganisationen vor Ort
  • Beteiligung: Um eine Beteiligung der Zielgruppe zu ermöglichen, kooperiert das Gesundheitsamt mit den Kölner SeniorenNetzwerken und Seniorenvertreterinnen und -vertretern. Diese entwickeln die Routen und erarbeiten die Faltblätter (mit hauptamtlicher Unterstützung der Kommune)

  • Angebot: Stadtteilrundgänge in Dresden, die von (älteren) Bürgerinnen und Bürgern entwickelt und als Broschüren veröffentlicht werden
  • Ziel(e): Bewegungsförderung älterer Menschen im Stadtteil stärken
  • Kooperation: Das Gesundheitsamt der Stadt Dresden ist Initiator des Projekts und kooperiert mit verschiedenen Partnern, z. B. Seniorenbegegnungsstätten.
  • Beteiligung: Ältere Menschen entwickeln die Spaziergänge selbst. Hierzu werden Arbeitsgruppen gebildet, die sich mehrmals treffen und die Routen gemeinsam entwickeln. Jeder Bürger und jede Bürgerin einer Seniorenbegegnungsstätte konnte sich beteiligen und eigene „Lieblingsplätze“ im Stadtteil benennen, diese beschreiben und in einer Broschüre zu einem Rundgang zusammenfassen.

Zum Weiterlesen

WissensImpuls R. Gründler & R. Schulz GbR (Hrsg.): Bewegung im Stadtteil. Spaziergänge von und für Bürgerinnen und Bürger, Handbuch für die partizipative Erarbeitung eines Stadtteilrundgangs mit einer dazugehörigen Broschüre. Dresden: 2019

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