Zurück zur ÜbersichtExpertise „Begegnung und Bewegung von älteren Menschen fördern“
Evidenzbasierte Projektbeispiele und praktische Tipps zur Umsetzung
Verfasserinnen/Verfasser: Annalena Busskamp, Chiara Comito, Karim Abu-Omar, Verena Hartung, Prof. Dr. Anne Reimers, Christin Rossmann, Antonina Tcymbal
Stand: Juli 2022
Soziale Teilhabe und Bewegung
Soziale Teilhabe und Bewegung sind zwei integrale Bestandteile für ein gesundes Älterwerden. Vor dem Hintergrund einer älter werdenden Gesellschaft gewinnen Teilhabe und körperliche Aktivität zunehmend an Bedeutung.
Inhalt
Unter dem Begriff der sozialen Teilhabe wird die aktive Partizipation von Personengruppen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben - und somit der Begegnung - betrachtet. Durch Zugehörigkeit und sozialen Kontakt im gesellschaftlichen Kontext kann die Lebensqualität, das Wohlbefinden und somit die Gesundheit älterer Menschen erhalten und gestärkt werden2. In Kombination mit körperlicher Bewegung ist das eine Möglichkeit, dem Auftreten und Fortschreiten gesundheitlicher Einschränkungen im Alter entgegenzuwirken. Das Konzept der sozialen Teilhabe ist eines von vielen (vgl. soziale Partizipation, soziales Kapital, soziale Unterstützung, soziale Netzwerke, Resilienz, Kohärenzgefühl), das sich damit auseinandersetzt, wie soziale Beziehungen in ihrer allgemeinsten Form auf unsere Gesundheit wirken. Soziale Isolation und Einsamkeit werden mit einer zunehmenden Gebrechlichkeit und gesundheitlichen Einschränkungen im Alter in Verbindung gebracht3. Wohingegen sich die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen4 positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden auswirkt. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass wir von Beziehungen und sozialen Kontakten profitieren, sofern uns diese guttun.
Auch regelmäßige Bewegung im Alltag und körperliche Aktivitäten tragen nachweislich zur physischen und psychischen Gesundheit älterer Menschen bei. Durch Bewegung sinkt das Risiko für Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauferkrankungen, verschiedene Krebsformen sowie Stürze und Frakturen5. Körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf die psychische Gesundheit, das Schlafverhalten und die kognitive Leistungsfähigkeit aus5. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation für 65-Jährige und Ältere, wenn keine gesundheitlichen Gründe dagegensprechen:
- mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche moderate körperliche Aktivität oder mindestens 75 bis 150 Minuten pro Woche intensive körperliche Aktivität oder eine äquivalente Kombination aus beiden Aktivitäten,
- Muskelkräftigungsaktivitäten an mindestens 2 Tagen pro Woche,
- an mindestens 3 Tagen in der Woche Übungen mit Fokus auf Gleichgewicht, Krafttraining und Koordination in das Bewegungsprogramm einbauen und
- längeres Sitzen vermeiden5.
Soweit die Empfehlungen und die Erkenntnisse aus der Wissenschaft. Tatsächlich aber sind körperliche Inaktivität und soziale Isolation unter älteren Menschen weit verbreitet: In der Gruppe der 65-Jährigen und Älteren erreichen lediglich 15,4 Prozent der Frauen und 21,6 Prozent der Männer das von der Weltgesundheitsorganisation empfohlene Mindestmaß an Ausdauer- und Muskelkräftigungsaktivitäten6. 13,5 Prozent der 66- bis 75-Jährigen und 11,9 der Prozent der 76-Jährigen und Älteren gaben für das Jahr 2020 vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie an, sich einsam zu fühlen. In Zeiten vor der Pandemie lag der Anteil bei 7,9 bzw. 7,6 Prozent7.
Die Gesundheit der Menschen wird maßgeblich in den Lebenswelten geprägt, in denen sie leben, agieren und wohnen8. Kommunen haben die Möglichkeit eine große Anzahl an Menschen zu erreichen. Dies gilt besonders für ältere Personen oder vulnerable Gruppen, die in Settings wie Schulen, Betrieben, Vereinen oder Pflegeeinrichtungen nicht mehr oder noch nicht erreicht werden. Vor diesem Hintergrund sind Kommunen prädestiniert Maßnahmen zu entwickeln, um die soziale Isolation und körperliche Inaktivität von älteren Menschen zu reduzieren. Aber wie genau gelingen kommunale Projekte zur Förderung der sozialen Teilhabe und der Bewegung bei älteren Menschen? Wie werden diejenigen erreicht, die es wirklich nötig haben? Wie gelingt es Aktivitäten, die sich in der Praxis bewährt haben, über die Zeit zu verstetigen? Welche Projekte können oder sollten Kommunen anbieten, wenn es doch inzwischen eine ganze Fülle von solchen Projekten gibt?
Die in dieser Expertise zusammengestellten Inhalte sind aus einer Kooperation und Ko-Produktion zwischen der „Praxis“ und der „Wissenschaft“ heraus entstanden. Ziel ist es, einige gute Beispiele für Interventionen zur Verringerung der Einsamkeit bzw. Steigerung der sozialen Teilhabe und/oder zur Förderung von Bewegung bei älteren Menschen vorzustellen. Primär richtet sich die Expertise an Personen, die in der kommunalen Gesundheitsförderung für ältere Menschen arbeiten oder an dieser interessiert sind.
Die Expertise vereinigt die Ergebnisse einer systematischen Übersichtsarbeit zu Interventionen zur Förderung von sozialer Teilhabe und körperlicher Aktivität bei selbständig lebenden älteren Menschen mit einer Recherche zu evidenzbasierten Praxisprojekten mit den Schwerpunkten auf Bewegung und/oder sozialer Teilhabe. Praktische Hinweise, was bei der Planung beachtet werden sollte und wie es gelingen kann die angestrebte Zielgruppe zu erreichen, ergänzen die Analyse.
Bei der Erstellung waren neben den Verfasserinnen und Verfassern zusätzlich Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen in Deutschland beteiligt: Caroline Becklas, Andrea Priebe, Dr. Elene Sterdt und Felix Weber.
Systematische Übersichtsarbeit
Interventionen zur Förderung von sozialer Teilhabe und körperlicher Aktivität bei selbständig lebenden älteren Menschen
Soziale Interaktion und körperliche Aktivität bei älteren Erwachsenen können sich gegenseitig verstärken. Ältere Erwachsene, die mehr soziale Unterstützung (z. B. durch Familienmitglieder, Freundinnen/Freunde, in der Nachbarschaft) erhalten, bewegen sich in ihrer Freizeit mehr als Seniorinnen und Senioren, die weniger Unterstützung bekommen9. Gleichzeitig kann körperliche Aktivität zu einer Verringerung des Gefühls der Einsamkeit bei älteren Erwachsenen beitragen10. Trotz dieser Belege bleiben wichtige Fragen bezüglich der Beziehung zwischen sozialer Teilhabe, sozialer Unterstützung, Einsamkeitsgefühlen und körperlicher Aktivität offen. Bislang gibt es keine systematische Übersicht über die Literatur zu Maßnahmen, die beide Aspekte gleichzeitig fördern sollen. Darüber hinaus ist unklar, welche Arten von Maßnahmen die Auswirkungen einer erhöhten sozialen Teilhabe und körperlichen Aktivität bei älteren Menschen optimieren würden. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Erkenntnissen, denn körperliche Inaktivität und soziale Isolation sind unter älteren Menschen weit verbreitet, beide gelten als Risikofaktoren für viele chronische Erkrankungen. Vor diesem Hintergrund sind Kommunen dazu aufgefordert Maßnahmen zu entwickeln, die soziale Isolation und körperliche Inaktivität reduzieren. Allerdings ist nicht bekannt, welche Arten von Interventionen Gemeinden anbieten sollten, um diese Effekte zu optimieren, wenn sie sich auf in der Gemeinschaft lebende ältere Erwachsene konzentrieren.
In der Übersichtsarbeit werden Interventionen, die das Ziel haben soziale Teilhabe und körperliche Aktivität bei älteren Menschen zu fördern, zusammengefasst und die durch sie erzielten Effekte untersucht. Dabei liegt der Fokus auf Interventionen, die in kommunalen Umgebungen durchgeführt wurden. Die Ergebnisse sollen kommunalen Entscheidungsträgerinnen und -trägern aufzeigen, welche Interventionsformen am wirksamsten sind, um die körperliche Aktivität und soziale Teilhabe von älteren Menschen zu fördern.
In die systematische Übersichtsarbeit wurden 46 Studien eingeschlossen. Davon konzentrierten sich
- 22 Studien auf Interventionen zur Förderung der körperlichen Aktivität,
- 6 auf soziale Aktivitäten mit Bewegungskomponenten,
- 3 auf Interventionen im Bereich Gesundheitsverhalten/Gesundheitserziehung,
- 14 auf Multikomponenteninterventionen und
- 1 Studie beschreibt Verhältnisinterventionen.
17 Studien wurden in nordamerikanischen Ländern, 12 in asiatischen Ländern, 10 in Europa, 4 in Brasilien, 2 in Australien und 1 in Neuseeland durchgeführt. 29 Studien verwendeten quantitative Messverfahren, 9 Studien verwendeten qualitative Messverfahren und 8 Mixed-Methods-Studien (sowohl quantitative als auch qualitative Methoden).
Kurzsteckbrief zur Methodik
Einschlusskriterien | Eigenschaften eingeschlossener Studien | |
---|---|---|
Teilnehmer/-innen | ||
Ältere Erwachsene |
| |
Studiendesign | ||
Interventionsstudien (randomisierte kontrollierte Studien, quasi-experimentelle Studien, usw.) |
| |
Interventionstypen | ||
Alle Interventionen, die soziale Teilhabe und körperliche Aktivität in einer Gruppe von mindestens 2 Personen fördern | Insgesamt 46 Studien Typen:
| |
Studienziele | ||
Veränderungen der sozialen Teilhabe (Einsamkeit, soziale Isolation, usw.) Veränderungen der körperlichen Aktivität/des körperlichen Trainings | Soziale Teilhabe ist die Beteiligung einer Person an Aktivitäten, die eine Interaktion mit anderen in der Gesellschaft oder der Gemeinde ermöglichen. Erhöhung von Komponenten des Volumens an körperliche Aktivität oder der körperlichen Fitness (z. B. Kraft, Mobilität) | 46 Studien |
Veränderungen der körperlichen Aktivität/des körperlichen Trainings | Erhöhung von Komponenten des Volumens an körperliche Aktivität oder der körperlichen Fitness (z. B. Kraft, Mobilität) | 39 Studien |
Setting/Kontext | ||
Die Interventionen sollten für Teilnehmer/-innen angeboten werden, die selbständig in der Gemeinde leben (in der eigenen Wohnung) und an öffentlichen Orten durchgeführt werden. Es gab keine Einschränkungen in Bezug auf das Land und die Methoden zur Ergebnismessung. | Die Übersichtsarbeit umfasst Studien aus allen Teilen der Welt mit Ausnahme afrikanischer Länder:
29 quantitative Studien | |
Zeitraum | ||
Keine Einschränkungen | Publikationsjahre der Studien: 2002-2021 |
Qualität der Studien
Die methodische Qualität jeder Studie wurde mit dem QualSyst-Instrument bewertet, das von der Alberta Heritage Foundation for Medical Research (REF) entwickelt wurde.
Quantitative Studien wurden anhand von 14 Kriterien bewertet: Zielsetzung, Studiendesign, Methode der Probanden-/Vergleichsgruppenauswahl, Probandencharakteristika, Zuteilung zur Intervention, Verblindung der Probanden und Forscher, Definition der Erhebungsinstrumente, Stichprobengröße, Analysemethoden, Varianzschätzung, Kontrolle von Störvariablen, Darstellung der Ergebnisse und Schlussfolgerungen.
Zur Beurteilung qualitativen Studien listet das Instrument 10 Kriterien: Zielsetzung, Studiendesign, Kontext, theoretische Fundierung, Methode der Stichprobenselektion, Datenerhebung, Datenanalyse, Überprüfungsverfahren, Schlussfolgerungen und Reflexivität. Je nachdem, inwieweit die spezifischen Kriterien in einer Studie erfüllt waren, wurde jedes Item mit "ja" = 2, "teilweise" = 1, "nein" = 0 bewertet. Wenn ein Item nicht auf die Studie zutraf, wurde es mit "N/A" markiert und von der Gesamtbewertung ausgeschlossen. Der Gesamtscore gibt das Risiko von Verzerrung an, wobei ein höherer Score auf eine höhere Qualität hinweist. Die Überprüfung wurde gemäß den PRISMA-Richtlinien (Preferred Reporting Items for Systematic reviews and Meta-Analyses) durchgeführt.
Das Studienprotokoll wurde am 18. August 2021 im International Prospective Register of Systematic Reviews (PROSPERO) (www.crd.york.ac.uk) registriert und kann unter der Registrierungsnummer CRD42021268270 eingesehen werden.
Interventionen mit dem Fokus auf körperlicher Aktivität
Ansatz: Interventionen, deren Fokus darauf liegt, körperliche Aktivität durchzuführen (Praxisbeispiel: Fit bis ins hohe Alter)
Ergebnisse der Studie | |||
---|---|---|---|
Studienziel | Anzahl der Teilnehmer/-innen (Anzahl der Studien) | Studienqualität | Effekte |
Soziale Teilhabe | 2.008 (21*) * 13 quantitative Studien | 0,79 | 53,3 % der quantitativen Studien berichten überwiegend signifikant positive Effekte der Intervention auf die soziale Teilhabe. Alle qualitativen Studien berichten positive Effekte. |
Körperliche Aktivität / Fitness | 0,80 | 70,0 % der quantitativen Studien berichten überwiegend signifikant positive Effekte der Interventionen auf die körperliche Aktivität/Fitness. Alle qualitativen Studien berichten positive Effekte. |
21 Studien, mit insgesamt 2.008 Teilnehmer/-innen, zeigen, dass Maßnahmen zur körperlichen Betätigung positive Auswirkungen auf körperliche Aktivität und Fitness haben (70,0 % der Studien berichten über positive Zusammenhänge). Die Auswirkungen dieser Art von Interventionen auf die soziale Teilhabe können in etwas mehr als der Hälfte dieser Studien nachgewiesen werden (53,3 % der Studien berichten von positiven Zusammenhängen). Keine der eingeschlossenen Studien berichtet über negative Effekte auf körperliche Aktivität und Fitness oder soziale Teilhabe.
Soziale Aktivitäten mit Bewegungskomponenten
Ansatz: Interventionen mit Schwerpunkt auf der Durchführung verschiedener sozialer Aktivitäten, die auch körperliche Aktivität beinhalten (Praxisbeispiele: Gemeinsames Spazierengehen, Tanzgruppen)
Ergebnisse der Studie | |||
---|---|---|---|
Studienziel | Anzahl der Teilnehmer/-innen (Anzahl der Studien) | Studienqualität | Effekte |
Soziale Teilhabe | 580 (6*) * 4 quantitative Studien | 0,71 | 75,0 % der quantitativen Studien berichten überwiegend signifikant positive Effekte der Intervention auf die soziale Teilhabe. Alle qualitativen Studien berichten positive Effekte. |
Körperliche Aktivität / Fitness | 0,71 | 25,0 % der quantitativen Studien berichten überwiegend signifikant positive Effekte der Interventionen auf die körperliche Aktivität/Fitness. Alle qualitativen Studien berichten positive Effekte. |
6 Studien mit insgesamt 580 Teilnehmer/-innen zeigen, dass Interventionen mit dem Schwerpunkt auf verschiedenen sozialen Aktivitäten, die auch körperliche Aktivität beinhalten, positive Auswirkungen auf die soziale Teilhabe haben (75 % der Studien berichten über positive Zusammenhänge). Allerdings werden durch diese Interventionen selten positive Effekte auf die körperliche Aktivität und Fitness erzielt (nur 25 % der Studien berichten von positiven Zusammenhängen). Keine der eingeschlossenen Studien berichtet negative Effekte auf körperliche Aktivität und Fitness oder soziale Teilhabe.
Interventionen im Bereich Gesundheitsverhalten/Gesundheitserziehung
Ansatz: Interventionen, die ausschließlich aus Vorträgen oder Beratungen zur Förderung von körperlicher Aktivität und sozialer Teilhabe bestehen (Praxisbeispiel: Changing Gears)
Ergebnisse der Studie | |||
---|---|---|---|
Studienziel | Anzahl der Teilnehmer/-innen (Anzahl der Studien) | Studienqualität | Effekte |
Soziale Teilhabe | 534 (2*) * 1 qualitative Studien | 0,80 | 50,0 % der quantitativen Studien berichten überwiegend signifikant positive Effekte der Intervention auf die soziale Teilhabe. Die qualitative Studie berichtet von positiven Effekten. |
Körperliche Aktivität / Fitness | 0,80 | 50,0 % der quantitativen Studien berichten überwiegend signifikant positive Effekte der Interventionen auf die körperliche Aktivität/Fitness. Keine qualitative Studie untersuchte Effekte von Interventionen auf die körperliche Aktivität/Fitness. |
2 Studien mit insgesamt 534 Teilnehmer/-innen zeigen, dass die Auswirkungen von Interventionen im Bereich Gesundheitsverhalten/Gesundheitserziehung auf die soziale Teilhabe und körperliche Aktivität/Fitness unklar sind. Keine der eingeschlossenen Studien berichtet negative Effekte auf körperliche Aktivität und Fitness oder soziale Teilhabe.
Multikomponenteninterventionen
Ansatz: Interventionen, die zwei oder mehr Komponenten umfassen, die auf unterschiedliche Bereiche abzielen, z. B. Vorträge + Bewegungsstunden + soziale Aktivitäten (Praxisbeispiel: Bewegtes Alter im Quartier – Marzahn-NordWest bewegt sich)
Ergebnisse der Studie | |||
---|---|---|---|
Studienziel | Anzahl der Teilnehmer/-innen (Anzahl der Studien) | Studienqualität | Effekte |
Soziale Teilhabe | 13.143 (15*) * 12 quantitative Studien | 0,77 | 83,3 % der quantitativen Studien berichten überwiegend signifikant positive Effekte der Intervention auf die soziale Teilhabe. Alle qualitativen Studien berichten positive Effekte. |
Körperliche Aktivität / Fitness | 0,77 | 81,8 % der quantitativen Studien berichten überwiegend signifikant positive Effekte der Interventionen auf die körperliche Aktivität/Fitness. Alle qualitativen Studien berichten positive Effekte. |
15 Studien mit insgesamt 13.143 Teilnehmer/-innen zeigen, dass Multikomponenteninterventionen positive Auswirkungen sowohl auf die soziale Teilhabe (81,8 % der Studien berichten von positiven Zusammenhängen) als auch auf körperliche Aktivität/Fitness (80 % der Studien berichten von positiven Zusammenhängen) besitzen. Keine der eingeschlossenen Studien berichtet negative Effekte auf körperliche Aktivität und Fitness oder soziale Teilhabe.
Verhältnisinterventionen
Ansatz: Interventionen, die darauf abzielen, Veränderungen in der gebauten Umwelt vorzunehmen, um die körperliche Aktivität und die soziale Teilhabe zu verbessern (Praxisbeispiel: Griesheim „Die besitzbare Stadt“)
Ergebnisse der Studie | |||
---|---|---|---|
Studienziel | Anzahl der Teilnehmer/-innen (Anzahl der Studien) | Studienqualität | Effekte |
Soziale Teilhabe | 10 (21*) * 1 Mixed-Methods-Studien | 0,75 | Qualitative und quantitative Messungen zeigten positive Effekte auf die soziale Teilhabe. |
Körperliche Aktivität / Fitness | 0,64 | Die Anzahl der Personen, die erneuerte Bereiche nutzen, ist gestiegen. |
Die Interventionsstudie zeigt einige positive Effekte der Erneuerung von öffentlichen Bereichen in der Nachbarschaft auf die soziale Teilhabe und körperliche Aktivität. Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine Studie mit einer kleinen Teilnehmendenzahl. Diese Interventionsart sollte in Zukunft weiter erforscht werden.
In Anbetracht der Ergebnisse und der unterschiedlichen Wirksamkeit der verschiedenen Interventionsansätze zur Steigerung der sozialen Teilhabe und körperlichen Aktivität können bestimmte (wenn auch vorläufige) Schlussfolgerungen gezogen werden:
- Interventionen zur Förderung des Gesundheitsverhaltens und der Gesundheitserziehung, die sich hauptsächlich auf Vorträge und Beratung stützen, sind nicht sehr wirksam. Diese Art von Maßnahmen sollten eher in Kombination mit anderen Interventionen durchgeführt werden.
- Maßnahmen, die auf körperliche Aktivität und Bewegung abzielen, erhöhen die körperliche Aktivität. Ebenso erhöhen Maßnahmen, die auf soziale Aktivitäten abzielen, die soziale Beteiligung. Entsprechend der Zielsetzung sollte die Maßnahme gewählt werden (vgl. Praxisbeispiele).
- Maßnahmen im Bereich körperliche Aktivität/Bewegung sind eher in der Lage, die soziale Teilhabe zu erhöhen als umgekehrt. Aufgrund des zusätzlichen gesundheitlichen Nutzens, den körperliche Aktivität/Bewegung mit sich bringt, könnten diese Interventionen für ältere Menschen am besten geeignet sein.
- Multikomponenteninterventionen, die soziale und körperliche Aktivitäten kombinieren, scheinen am besten zu funktionieren. Angebote, die verschiedene Arten von Aktivitäten kombinieren, könnten am vorteilhaftesten sein.
- Es sind besondere Anstrengungen erforderlich, um Minderheiten oder sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen zu erreichen, um gesundheitliche Ungleichheiten zu verhindern und gesundheitliche Chancengleichheit zu erreichen. Darüber hinaus sind Maßnahmen erforderlich, die speziell auf die Bedürfnisse und Interessen von (älteren) Männern eingehen, um diese Zielgruppe anzusprechen.
Ausschlaggebend für die Wahl der Art der Maßnahme sind die in der Kommune vorhandenen Ressourcen und die Merkmale der dort lebenden Bevölkerung. Es sollten jedoch auch Faktoren berücksichtigt werden, die allgemein die Durchführung und Förderung solcher Maßnahmen begünstigen oder umgekehrt behindern können. Dazu gehören beispielsweise Kommunikationsmaßnahmen zur Gewinnung von Teilnehmenden sowie die Verfügbarkeit von Räumlichkeiten und Personal, die für die regelmäßige Durchführung eines Angebotes erforderlich sind11.
Praxisbeispiele
Förderung von Bewegung oder sozialer Teilhabe? Geht beides gleichzeitig? Die Übersicht vereinigt Praxisprojekte, die verschiedene Ansätze verfolgen. Manche legen den Schwerpunkt auf Bewegung, weil die positiven gesundheitlichen Wirkungen von Bewegung im Alter so augenscheinlich sind. Andere zielen stärker auf die Förderung von sozialer Teilhabe ab, auch weil Bewegungsangebote nicht für alle älteren Menschen geeignet erscheinen. Einige der Projekte verbinden die Förderung von Bewegung mit der Förderung sozialer Teilhabe. Diese Übersicht ist weder erschöpfend, noch erhebt sie den Anspruch der Zusammenstellung von „best practice“ Interventionen. Vielmehr hat sie die Intention, eine Mischung aus schon bekannten und vielleicht „neuen“ Interventionen, für die es zumindest eine gewisse wissenschaftliche Fundierung gibt, darzustellen.
Die Praxisbeispiele wurden in einem mehrstufigen Verfahren ausgewählt und zusammengetragen:
- Schritt: Über eine Recherche wurden internationale Gute-Praxis-Empfehlungen und Berichte (in den Sprachen Deutsch oder Englisch) zum Themenbereich soziale Isolation im Alter identifiziert. Diese sollten von staatlichen Stellen oder aber in diesem Bereich tätigen gemeinnützigen Organisationen veröffentlicht worden sein.
- Schritt: In den recherchierten Dokumenten wurde nach Projekten gesucht, die evidenzbasiert im Sinne einer nachgewiesenen Wirksamkeit sind bzw. von denen erwartet werden kann, dass sie positive Wirkungen auf die Verringerung sozialer Isolation haben, weil sie sehr nah an bereits evidenzbasierten Programmen/Projekten sind. Zudem wurde gezielt nach einer Auswahl von innovativen Konzepten gesucht, die potenziell in anderen Ländern schon mehr Verbreitung gefunden haben als in Deutschland.
- Schritt: Mit Vertreterinnen und Vertretern aus verschiedenen Kommunen wurden die Projekte unterschiedlichen Kategorien zugeordnet, Projektbeschreibungen besprochen und ggf. weitere Informationen eingeholt.
Die Praxisbeispiele lassen sich 6 Kategorien zuordnen:
Bewegungsprogramme
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 12. Jopling, K. (2020). Promising Approaches Revisited: Supplementary case studies. Retrieved from www.campaigntoendloneliness.org/wp-content/uploads/promising_approaches_revisited_supplemental.pdf | |
Weitere Informationen |
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 13. Brustio, P. R., Liubicich, M. E., Chiabrero, M., & Rabaglietti, E. (2018). Dancing in the golden age: A study on physical function, quality of life, and social engagement. Geriatric Nursing, 39(6), 635–639. https://iris.unito.it/handle/2318/1678956#.YZ8zqdDMJaQ | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 14. Campaign to End Loneliness (2020). The Psychology of Loneliness: Why it matters and what we can do. Retrieved from www.campaigntoendloneliness.org/wp-content/uploads/Psychology_of_Loneliness_FINAL_REPORT.pdf | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 15. Regelin, P., Brach, M. (2016). Fit bis ins hohe Alter: Eine Kurskonzeption zur Erhaltung von Selbstständigkeit und Verhütung von Stürzen im Alter (4. Auflage). Kursmanual. Aachen: Meyer & Meyer Verlag. | |
Weitere Informationen |
Psychologische Unterstützung
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 16. Evans, E., Hyde, M., Davies, J., Moffatt, S., O'Brien, N., Windle, G. (2019). Navigating later life transitions: An evaluation of emotional and psychological interventions. https://ageing-better.org.uk/sites/default/files/2019-08/Navigating-later-life-transitions.pdf (Projektevaluation) 17. Campaign to End Loneliness (2020). The Psychology of Loneliness: Why it matters and what we can do. Retrieved from www.campaigntoendloneliness.org/wp-content/uploads/Psychology_of_Loneliness_FINAL_REPORT.pdf 18. Calouste Gulbenkian Foundation & Centre for Ageing Better (2017). Evaluation of Transitions in Later Life Pilot Projects: Executive Summary and Full Report. Retrieved from https://gulbenkian.pt/uk-branch/publication/evaluation-transitions-later-life-pilot-projects/ | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 19. Tse, M. M. Y., Lo, A. P. K., Cheng, T. L. Y., Chan, E. K. K., Chan, A. H. Y., & Chung, H. S. W. (2010). Humor therapy: Relieving chronic pain and enhancing happiness for older adults. Journal of Aging Research, 2010, 343574. https://doi.org/10.4061/2010/343574 |
Erwachsenenbildung
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 20. Seniorenclub Durlach e. V.: www.seniorenclub-durlach.de/index.php 21. Heo, J., Chun, S., Lee, S., Lee, K. H., Kim, J. (2015). Internet use and well-being in older adults. Cyberpsychology, Behavior and Social Networking, 18(5), 268–272. https://doi.org/10.1089/cyber.2014.0549 22. Fokkema, T., Knipscheer, K. (2007). Escape loneliness by going digital: A quantitative and qualitative evaluation of a Dutch experiment in using ECT to overcome loneliness among older adults. Aging & Mental Health, 11(5), 496–504. https://doi.org/10.1080/13607860701366129 | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 23. Volkshochschule Offenbach (persönlicher Bericht 2021) | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe | Je nach der Ausgestaltung können verschiedene Zielgruppen angesprochen werden:
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 24. Transition Town Bamberg: www.transition-bamberg.de 25. Essbare Stadt Kassel: https://essbare-stadt.de/wp/ 26. Howarth, M., Brettle, A., Hardmann, M., Maden, M. (2020). What is the evidence for the impact of gardens and gardening on health and well-being: a scoping review and evidence-based logic model to guide healthcare strategy decision making on the use of gardening approaches as social prescription. BMJ Open 2020;10:e036923. doi:10.1136/ bmjopen-2020-036923 27. Lampert, T., Costa, J., Santos, O., Sousa, J., Ribeiro, T., Freire, E. (2021). Evidence on the contribution of community gardens to promote physical and mental health and well-being of non-institutionalized individuals: A systematic review. PloS One, 16(8), e0255621. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0255621 | |
Weitere Informationen |
|
Treffen zum sozialen Austausch
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte | Die Evaluation (gefördert von Nesta; Fördervolumen: 10.000 £ (11.566 Euro; Stand: 30.06.2022) des Pilotprojekts zum Programm mit 19 Männern wies folgendes 28:
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 28. Jopling, K. (2020). Promising Approaches Revisited: Supplementary case studies. Retrieved from www.campaigntoendloneliness.org/wp-content/uploads/promising_approaches_revisited_supplemental.pdf 29. Local Government Association (2016). Combating loneliness: A guide for local authorities. www.local.gov.uk/publications/combating-loneliness 30. UK Men’s Sheds Association (2020). Starting a Shed. https://menssheds.org.uk/wp-content/uploads/Starting-a-Shed.pdf | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
Laut Re-engage 32:
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 31. Impact Report 2016-17: Combatting Loneliness Amongst Isolated Older People. www.reengage.org.uk/site/assets/files/1708/cte-impact-report-2016-17-pdf-version.pdf 32. Social Care Institute for Excellence (2012). Preventing loneliness and social isolation among older people. At a Glance. (May). www.reengage.org.uk/site/assets/files/1708/scie_contact-the-elderly.pdf 33. Reengage. Bringing generations together: Annual Report and Accounts for the year 1 April 2020 - 31 March 2021. www.reengage.org.uk/site/assets/files/1708/2020-2021_reengage_annual_report_and_accounts.pdf 34. Contact the Elderly (2008). Reaching Isolated Older People. www.reengage.org.uk/site/assets/files/1708/franchise-project-report.pdf | |
Weitere Informationen |
|
Begegnung im öffentlichen Raum
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 35. Jopling, K. (2020). Promising Approaches Revisited: Supplementary case studies. Retrieved from www.campaigntoendloneliness.org/wp-content/uploads/promising_approaches_revisited_supplemental.pdf 36. The Chatty Café Scheme: https://thechattycafescheme.com/ | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 37. Ng, Y. L., Hill, K. D., Levinger, P., & Burton, E. (2020). Effectiveness of Outdoor Exercise Parks on Health Outcomes in Older Adults-A Mixed-Methods Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of Aging and Physical Activity, 29(4), 695–707. https://doi.org/10.1123/japa.2020-0031 | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 38. Radeln ohne Alter Deutschland e. V.: https://radelnohnealter.de/ 39. Radeln ohne Alter Deutschland e. V.: https://radelnohnealter.de/mitgliedschaft/ 40. Radeln ohne Alter Deutschland e. V.: https://radelnohnealter.de/wirkung/ | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 41. Great British Public Toilet Map: www.toiletmap.org.uk/about 42. Royal College of Art: www.rca.ac.uk/research-innovation/projects/great-british-public-toilet-map/ 43. Great British Public Toilet Map: www.toiletmap.org.uk 44. Bichard, J.-A., & Knight, G. (2012). Improving public services through open data: public toilets. Proceedings of the Institution of Civil Engineers - Municipal Engineer, 165(3), 157–165. https://doi.org/10.1680/muen.12.00017 | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 45. Aktiv für Senioren in Filderstadt e. V.: www.asf-filderstadt.de/susemobil/ | |
Weitere Informationen |
|
Generationsübergreifende Maßnahmen
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 46. Universität zu Köln. Wohnen für Hilfe – Deutschland: www.hf.uni-koeln.de/33114 47. Universität zu Köln. Wohnen für Hilfe - Wohnpartnerschaften in Köln: www.hf.uni-koeln.de/33042 48. Zank, S. (2021). Evaluationsbericht für das Jahr 2020 Wohnen für Hilfe Wohnpartnerschaften in Köln. Retrieved from www.hf.uni-koeln.de/data/wfh/File/Evaluation%20WfH%202020oF.pdf 49. Zank, S. (2021). Evaluationsbericht für das Jahr 2019 Wohnen für Hilfe Wohnpartnerschaften in Köln. Retrieved from www.hf.uni-koeln.de/data/wfh/File/Evaluation%20Wohnen% 20fur%20Hilfe%202019%20oF%201.pdf 50. Zank, S. (2017). Evaluationsbericht für das Jahr 2016 Wohnen für Hilfe. Retrieved from www.hf.uni-koeln.de/data/wfh/File/ Evaluation%202016%20oF.pdf 51. Kreimer, S. (2017). Wohnen für Hilfe – Analyse von Erfolgsindikatoren für eine nachhaltige Konzeptentwicklung und Möglichkeiten der Umsetzung in Dortmund. https://opus.bsz-bw.de/fhdo/frontdoor/index/index/docId/1745 52. Martinez, L., Mirza, R. M., Austen, A., Hsieh, J., Klinger, C. A., Kuah, M., . . . Sheikh, I. (2020). More Than Just a Room: A Scoping Review of the Impact of Homesharing for Older Adults. Innovation in Aging, 4(2), igaa011. www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7196182/pdf/igaa011.pdf | |
Weitere Informationen |
|
Beschreibung |
| |
Begründung |
| |
Effekte |
| |
Zielgruppe |
| |
Ressourcen |
| |
Quellen | 53. NaWoDo eG. www.nawodo.de/die-idee/ 54. Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. (2021). Gemeinsam statt einsam: Initiativen und Projekte gegen soziale Isolation im Alter. Advance online publication. https://doi.org/10.7767/omz.2004.59.89.4 55. NaWoDo eG. www.nawodo.de/h%C3%A4ufige-fragen/ | |
Weitere Informationen |
|
Was sollte bei der Planung beachtet werden? Wie gelingt es, die angestrebte Zielgruppe für die geplanten Angebote zu erreichen? In vielen Fällen ist dies eine der zentralen Fragen.
- Behalten Sie die Zielgruppe immer im Blick: Wenn Sie eine Maßnahme planen, ist es wichtig, eine klare Vorstellung darüber zu entwickeln, wen genau das Angebot ansprechen soll. Als Eckpunkte können Alter, Geschlecht, Gesundheitszustand, Wohngebiet und Sozialstatus aber auch mögliche Ressourcen und die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe berücksichtigt werden 56. Eine Bestands- und Bedarfsanalyse kann Ihnen wichtige Erkenntnisse über die Zielgruppe, die Sie erreichen wollen, liefern. In Prozessschritt 4 „Ist -Analyse“ erfahren Sie, wie Sie dabei vorgehen und welche Datenquellen und Instrumente Sie für Befragungen nutzen können. Nicht vergessen: Bei manchen Angeboten kann es passieren, dass sich die Zielgruppe über die Zeit verschiebt, z. B. weil sich die Inhalte eines Gymnastikkurses zu anspruchsvolleren Übungsformen hin verschieben und dann die körperlich weniger fitten Teilnehmenden schleichend das Angebot verlassen. Dies sollte berücksichtigt werden, um das Angebot ggf. neu anzupassen.
- Sprechen Sie die Zielgruppe gezielt an57: Aus der Gesundheitsförderungsforschung ist bekannt, dass Angebote häufig diejenigen Zielgruppen erreichen, die das Angebot am wenigsten benötigen - im englischsprachigen Raum wird dieses Phänomen “preaching to the converted” (also sinngemäß zu denen predigen, die schon konvertiert sind) genannt. Demgegenüber fällt es viel schwerer, sozial isolierte und benachteiligte Menschen zu erreichen. Eine Möglichkeit ist Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wie Hausärztinnen/Hausärzte, Apothekerinnen/Apotheker, Fußpflegerinnen/Fußpfleger, Friseurinnen/Friseure in Ihre Kommunikationsstrategie miteinzubeziehen. In vielen Fällen haben sie direkten Kontakt mit älteren Menschen und können auf Bewegungsangebote und -strukturen hinweisen. Auch die Zusammenarbeit mit Seniorengruppen, Kirchengemeinden und lokalen Einrichtungen (Senioren-/Pflegeheime, Tagespflege) kann sich lohnen. Nicht zuletzt sind die älteren Menschen selbst, die z. B. an einem Kurs teilnehmen, die beste „Werbung“ für Ihr Angebot. Spezielle „Bring a Friend“-Tage, an denen Teilnehmende eine weitere Person, denen das Angebot gefallen könnte, mitbringen, können dazu beitragen auf Ihr Programm aufmerksam zu machen. Weitere Informationen und zahlreiche Tipps, um ältere Menschen zu erreichen finden Sie im Infomaterial „Ältere Menschen in Bewegung bringen: Kommunikative Ansätze für Kommunen“.
- Beteiligen Sie die Zielgruppe bereits an der Planung: In der Gesundheitsförderung gelten Beteiligungsansätze (Partizipation) in der Planung und Durchführung von Angeboten als ein wichtiger Baustein, um sozial benachteiligte Menschen zu erreichen. Durch die Beteiligung der Zielgruppen an der Planung und Durchführung gelingt es eher, Angebote auf deren Bedürfnisse zuzuschneiden bzw. die Nachhaltigkeit und Verbreitung der Angebote zu steigern 58. Offene Angebote (z. B. monatliches Kaffeetrinken) sind eine Möglichkeit, um mit den Anwesenden über Wünsche für weitere Angebote niederschwellig ins Gespräch zu kommen. Ältere Menschen, die schon “Dauergäste” in bestehenden Angeboten, z. B. im Seniorentreff sind, können auch direkt angesprochen werden, ob sie bei der Planung weiterer Angebote beteiligt werden möchten. Beispielsweise über die Mitarbeit in einer Steuerungsgruppe.
- Planen Sie von Beginn an langfristig: Neue Angebote und Strukturen können sich bewähren und etablierte Angebote und Strukturen können über die Zeit immer mehr wachsen. Eine der größeren Herausforderungen in der Gesundheitsförderung ist die Verstetigung von Angeboten. Dafür braucht es vor allem personelle und finanzielle Ressourcen. Bei der Finanzplanung sollte dies von Anfang berücksichtigt werden. Hinweise, worauf Sie beim Erstellen des Finanzplanes achten sollten und Ideen für Förderquellen finden Sie in Prozessschritt 6 „Finanzierungskonzept“. Ebenfalls von Beginn an wichtig ist die Vernetzung mit anderen Ressorts in der kommunalen Verwaltung aber auch mit Kooperationspartnern wie (Sport-)Vereinen, Trägern der Erwachsenenbildung wie Volkshochschulen oder lokalen Senioreneinrichtungen.
Tipp
Die interaktive Prozessbegleitung begleitet Sie Schritt für Schritt von der Planung über die Bedarfserhebung bis zur praktischen Umsetzung und Evaluation Ihrer Maßnahme zur Bewegungsförderung.
Zum Weiterlesen
Ige, J., Gibbons, L., Bray, I., Gray, S. (2019). Methods of identifying and recruiting older people at risk of social isolation and loneliness: A mixed methods review. BMC Medical Research Methodology, 19(1), 181. https://doi.org/10.1186/s12874-019-0825-6
Joling, K. (2020). Promising Approaches Revisited: Effective action on loneliness in later life. www.campaigntoendloneliness.org/wp-content/uploads/Promising_Approaches_Revisited_FULL_REPORT.pdf
National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine (2020). Social Isolation and Loneliness in Older Adults: Opportunities for the Health Care System. Washington, DC: The National Academies Press. https://doi.org/10.17226/25663
Resch, K., Strümpel, C., Wild, M., Hackl, C., Lang, G. (Hrsg) (2010). Evidenzbasierte Leitlinien für die Gesundheitsförderung älterer Menschen. https://broschuerenservice.sozialministerium.at/Home/Download?publicationId=567
Quellen
Wright, M. (2020). Partizipation: Mitentscheidung der Bürgerinnen und Bürger. https://dx.doi.org/10.17623/BZGA:224-i084-1.0 [abgerufen am 04.07.2022].
BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. (Hrsg). Im Alter IN FORM. Soziale Teilhabe. https://im-alter-inform.de/gesundheitsfoerderung/handlungsfelder/soziale-teilhabe/ [abgerufen am 09.05.2022].
Gale, C. R., Westbury, L., & Cooper, C. (2018). Social isolation and loneliness as risk factors for the progression of frailty: the English Longitudinal Study of Ageing. Age Ageing, 47(3), 392-397. doi:10.1093/ageing/afx188
Steffens, N. K., Cruwys, T., Haslam, C., Jetten, J., & Haslam, S. A. (2016). Social group memberships in retirement are associated with reduced risk of premature death: evidence from a longitudinal cohort study. BMJ Open, 6(2), e010164. doi:10.1136/bmjopen-2015-010164
World Health Organization (WHO) (2020). WHO guidelines on physical activity and sedentary behaviour. Geneva: World Health Organization. https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/336656/9789240015128-eng.pdf [abgerufen am 09.05.2022].
Robert Koch-Institut (2022): Dashboard zu Gesundheit in Deutschland aktuell - GEDA 2019/2020-EHIS, Berlin. DOI: 10.256446/9362. https://public.tableau.com/app/profile/robert.koch.institut/viz/Gesundheit_in_Deutschland_aktuell/GEDA_20192020-EHIS [abgerufen am 09.05.2022].
Huxhold, O., Tesch-Römer, C. (2021). Einsamkeit steigt in der Corona-Pandemie bei Menschen im mittleren und hohen Erwachsenenalter gleichermaßen deutlich. DZA Aktuell 4/2021. https://www.dza.de/fileadmin/dza/Dokumente/DZA_Aktuell/DZAAktuell_Einsamkeit_in_der_Corona-Pandemie.pdf [abgerufen am 09.05.2022].
Weltgesundheitsorganisation (1986). Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung 1986.
Lindsay Smith, G., Banting, L., Eime, R., O'Sullivan, G., van Uffelen, J. G. Z. (2017). The association between social support and physical activity in older adults: a systematic review. Int J Behav Nutr Phys Act, 14(1), 56. doi:10.1186/s12966-017-0509-8
Pels, F., Kleinert, J. (2016). Loneliness and physical activity: A systematic review. International Review of Sport and Exercise Psychology, 9(1), 231-260. doi:10.1080/1750984X.2016.1177849
Sims-Gould, J., Franke, T., Lusina-Furst, S., McKay, H. A. (2020). Community health promotion programs for older adults: What helps and hinders implementation. Health Sci Rep, 3(1), e144. doi:10.1002/hsr2.144
Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit (2021). Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung, Kriterium „Zielgruppenbezug“. Köln und Berlin. https://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/fileadmin/user_upload/pdf/Good_Practice/21-08-30_Broschuere_Good_Practice-Kriterien_neu_barrierefrei_01.pdf [abgerufen am 11.05.2022].
Blümel, S. , Lehmann, F. , Hartung, S. (2021). Zielgruppen, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren. Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/zielgruppen-multiplikatorinnen-und-multiplikatoren/ [abgerufen am 12.05.2022].
Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleichheit (2021). Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung, Kriterium „Partizipation“. Köln und Berlin. https://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/fileadmin/user_upload/pdf/Good_Practice/21-08-30_Broschuere_Good_Practice-Kriterien_neu_barrierefrei_01.pdf [abgerufen am 11.05.2022].
Begriffserklärung
Partizipation
Partizipation
Partizipation im Rahmen der Gesundheitsförderung bedeutet die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürger bei der Konzipierung und Umsetzung von Maßnahmen. Es gibt verschiedene Abstufungen für die Teilhabe der Zielgruppe an Entscheidungsprozessen. Grundsätzlich gilt Partizipation als Qualitätsmerkmal im Gesundheitsförderungsprozess 1.
Multikomponentenintervention
Multikomponentenintervention
Interventionen, die zwei oder mehr Komponenten umfassen, die auf unterschiedliche Bereiche abzielen.
Social Prescribing Service
Social Prescribing Service
Es handelt sich um einen Absatz aus Großbritannien. Fachkräfte (z. B. Angestellte der Kommune) vermitteln nicht-medizinische Maßnahmen z. B. zur Gesundheits- und Bewegungsförderung, Schuldner-, Arbeits- oder Wohnberatung oder Nachbarschaftsnetzwerke.
Hinweis
Wenn Sie ohne Registrierung fortfahren, werden Ihre Merklisten verworfen, sobald der Browser oder der Browsertab geschlossen wird.
Ich möchte mich neu registrieren