Tipps für Betroffene und Angehörige

Im Alter verschlechtert sich das Sehen oft. Von einer Augenerkrankung sind nicht nur die Patientinnen und Patienten betroffen, sondern auch die Familie sowie der Freundes- und Kollegenkreis. Das vertraute Netz von Beziehungen verändert sich. Als Betroffener muss man sich angewöhnen, um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen. Das fällt oft schwer. Man hat schnell das Gefühl, abhängig zu sein und nichts zurückgeben zu können.

Die Menschen im Umfeld würden in aller Regel gern helfen, aber sie wissen nicht, ob diese Hilfe willkommen und nötig ist. Sie warten auf eine Aufforderung zur Unterstützung. Das Leben wird schwieriger, doch gemeinsam kann man die Probleme meistern.

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Broschüre "Sehen im Alter"

Die Broschüre informiert über Sehverän­derungen und Seh­hilfen und zeigt Unter­stützungs-, Rehabili­tations- und Beratungs­angebote auf.

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Hilfe annehmen – das will gelernt sein

Lernen, mit Einschränkungen zu leben – das gehört im Alter oft dazu. Besonders schwer fällt es vielen Menschen, wenn sie sich auf ihren wichtigsten Sinn nicht mehr verlassen können und Hilfe annehmen müssen, weil sie schlecht sehen. Bei chronischen Augen­krankheiten lässt es sich nicht in jedem Fall vermeiden, dass Betroffene eine Sehbehinderung erleiden. Sie wirkt sich auf ganz unter­schiedliche Weise auf das alltägliche Leben aus, wie Betroffene berichten:

  • „Morgens kann ich die Zeitung nicht mehr lesen - das ist für mich das Allerschlimmste.“
  • „Ständig muss ich um Hilfe bitten, das kann ich nicht leiden. Das verdirbt mir immer wieder die Laune.“
  • „Wenn ich auf die Straße gehe, habe ich immer Angst vor Unfällen. Ich würde mir so sehr wünschen, etwas mit Freunden zu unternehmen, doch das geht einfach nicht mehr.“
  • „Ich fühle mich so nutzlos. Nicht einmal in der Küche komme ich allein zurecht.“

Es ist schwierig, sich einzugestehen, dass man den Haushalt nicht mehr im Griff hat, nicht mehr so mobil ist wie früher oder dass man sein geliebtes Hobby nicht mehr ausüben kann. Hinzu kommen finanzielle Belastungen: Für Fahrten in die Augenarztpraxis benötigt man eventuell einen Fahrdienst, es fallen Kosten für Hilfsmittel an und Zuzahlungen zu den Medikamenten.

Dass in einer solchen Umbruchsituation Ängste aufkommen, ist normal. Doch es gibt andere Menschen, die in einer ähnlichen Situation waren und bereit sind, ihre Erfahrungen weiterzugeben: Man kann sich orientieren und alltägliche Abläufe neu organi­sieren, man kann lernen, sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden und neue Kompetenzen zu erwerben. Selbsthilfe­organisa­tionen bieten Kontakte und die Gelegenheit zum Austausch. So kann es gelingen, Lebensmut und Lebenskraft zu bewahren oder zurückzugewinnen. Hilfreich ist der Austausch mit den Menschen im eigenen Umfeld, aber auch mit anderen Betroffenen. Über die eigenen Probleme, Sorgen und Ängste zu sprechen - das sind wichtige erste Schritte.

Für Menschen mit Sehbehinderungen gibt es ein breites Informationsangebot. Viele Hilfsmittel und Technologien machen das Leben wieder leichter.

Bei der Orientierung helfen

Sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden - das fällt schon schwer genug, wenn die Augen noch „in Ordnung“ sind. Menschen mit Sehbeeinträchtigungen dagegen benötigen häufig Unterstützung, um ihre Ziele zu erreichen. Sehende Menschen sind meistens hilfsbereit. Aber sie denken, reden und gestikulieren nun einmal wie Sehende: Ein ausgestreckter Arm mit dem Hinweis „hier entlang“ oder ein Fingerzeig nach „da hinten“ hilft dem Fragenden wenig, wenn er nicht sieht, in welche Richtung sein Gegenüber zeigt.

Probleme dieser Art lassen sich lösen, wenn man sich mit Respekt und Wertschätzung begegnet. Die goldene Regel sollte sein: Immer zuerst fragen, ob Hilfe gewünscht wird, bevor Sie helfen. Und seien Sie bitte nicht enttäuscht, wenn Ihr freundliches Angebot einmal abgelehnt wird.

Tipps für Helfende

Einige einfache Regeln helfen bei der Verständigung mit sehbehinderten Menschen:

  • Sprechen Sie Ihr Gegenüber möglichst direkt mit seinem Namen an, soweit er bekannt ist.
  • Nennen Sie selbst auch Ihren Namen, damit Ihr Gegenüber weiß, mit wem er es zu tun hat.
  • Fragen Sie nach, was und wie Ihr Gesprächspartner sieht. So gewinnen Sie einen Eindruck von den individuellen Beeinträchtigungen.
  • Fragen Sie, ob und welche Unterstützung Ihr Gegenüber benötigt.
  • Präzise Orts- und Wegeangaben sind eine große Hilfe: „die erste Tür rechts“ oder „links den Flur entlang bis zum Ende“ oder auch: „Ein Meter hinter Ihnen steht ein Stuhl.“
  • Bieten Sie an, Ihr Gegenüber zu führen („Darf ich Sie begleiten?“) - und warten Sie die Zustimmung ab.
  • Bieten Sie einen Arm zum Führen an. Die sehbehinderte Person greift etwa in Ellenbogenhöhe mit der linken Hand Ihren rechten Arm. Auf diese Weise entsteht automatisch der zum Gehen richtige Abstand. Sie gehen voran, die zu führende Person folgt. Kündigen Sie Stufen und Hindernisse ebenso an wie Richtungsänderungen.
  • Nennen Sie das Ziel des Weges und beschreiben Sie seinen Verlauf. Dann kann die geführte Person die Orientierung gewinnen und sich bei weiteren Besuchen eventuell selbstständig bewegen.

Voraussetzung für die passende Hilfe ist, dass der Hilfsbedürftige sich als sehbehindert zu erkennen gibt.

Mehr Informationen zum Thema

Blickpunkt Auge

Blickpunkt Auge ist ein qualitäts­gesichertes Angebot von Betroffenen für Betroffene und bietet Rat und Hilfe bei Sehverlust. Themen sind unter anderem

  • Grundlegende Fragen zu Augenerkrankungen
  • Sehhilfen und andere Hilfsmittel
  • Rechtliche und finanzielle Ansprüche
  • Tipps, Tricks und Schulungen zur Alltagsbewältigung
  • Schulungen zur sicheren Orientierung im Straßenverkehr

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