Mirsada Zukanovic (63 Jahre) flüchtete im Jahr 1993 gemeinsam mit Ihrem Mann und ihren beiden Kindern aus Bosnien und Herzegowina nach Berlin. Auch nach 25 Jahren sucht sie bei Problemen regelmäßig die Sozialberatung im Verein südost Europa Kultur e.V. auf. Von Beginn an ist sie bei dem dort angesiedelten Projekt „Aktiv, engagiert und vernetzt im Kiez“ (AeviK) dabei und gestaltet gemeinsam mit anderen älteren Migrantinnen und Migranten aus Südosteuropa aktiv ihre Freizeit.
1. Wann und wie sind Sie auf den Verein Südost Europa Kultur e.V. aufmerksam geworden?
Im Jahr 1993 kamen mein Mann und ich als Kriegsflüchtlinge nach Berlin. Wir sprachen beide kein Wort Deutsch und waren insgesamt ziemlich beängstigt und orientierungslos. Als wir über Bekannte von dem Verein südost Europa Kultur e.V. hörten, waren wir sehr froh, eine erste Anlaufstelle gefunden zu haben. Hier konnten wir soziale und rechtliche Beratung, therapeutische Unterstützung oder auch Bildungsangebote in Anspruch nehmen, was uns letztlich half, in Berlin anzukommen und Fuß zu fassen. Beispielsweise haben mein Mann und ich an einem Deutschkurs teilgenommen und gingen regelmäßig zur Sozialberatung oder zu therapeutischen Selbsthilfegruppen. Das half uns, existenzielle Angelegenheiten unserer Familie zu besprechen und zu regeln. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich ohne diesen Verein getan hätte.
2. Welche Angebote im Rahmen von AeviK gefallen Ihnen besonders gut? Was bedeuten diese Angebote für Sie persönlich?
Mir gefallen alle Projektangebote gut. Derzeit besuche ich häufig Informationsveranstaltungen zu altersspezifischen Themen, da ich selbst bald in Rente gehe. Themen wie Gesundheit und Mobilität, Wohnen, Sturzprävention, Rente, Pflege u.v.m. sind somit besonders interessant für mich. Zudem kann ich in den Veranstaltungen erfahren, welche Angebote es für Senioreninnen und Senioren in meinem Umfeld gibt.
Toll finde ich zudem die Freizeitangebote, die Workshops, Begegnungen und Ausflüge beinhalten. Da ich mich für Alternativmedizin interessiere, gefielen mir die Workshops zu Kräuterverwendung und Kräuterheilkunde besonders. Aber auch Atemübungen, Handarbeit, Keramik, Gymnastik usw. haben mir gut gefallen. Am schönsten ist es, wenn die Workshops im interkulturellen Garten Rosenduft (im Park Gleisdreieck) stattfinden oder wenn uns dort andere Gruppen besuchen. Dann sind wir draußen im Grünen und können danach noch in der Sonne sitzen und entspannt Kaffee trinken. Wir pflegen diesen Garten seit mehr als zehn Jahren und sind sehr stolz darauf, wenn ihn unsere Besucher schön finden.
3. Welche Erfahrungen haben Sie durch die Teilnahme an AeviK gewonnen?
Viele Migrantinnen und Migranten aus meinem Bekanntenkreis, insbesondere die mit zunehmenden Alter, bleiben unter sich und nehmen selten am öffentlichen Leben teil. Ich finde es aber wichtig, regelmäßig rauszukommen, die Gegend, in der man lebt, kennenzulernen und andere Menschen zu treffen. Im Rahmen von AeviK besuchen wir zusammen Museen oder Konzerte und machen Exkursionen – manchmal auch außerhalb von Berlin. Wir waren zum Beispiel in Neuruppin, wo wir eine Selbsthilfegruppe tschetschenischer Frauen besucht haben. Sie kamen dann einige Monate später zu uns und wir gingen zusammen ins Museum Europäischer Kulturen in Dahlem.
4. Gibt es etwas, was für Sie das Angebot verbessern würde?
Die Mitarbeiterinnen erkundigen sich sehr oft, was uns Projektteilnehmende interessiert oder was wir machen wollen – das finde ich sehr gut. Ein Wunsch, der vor kurzem in unserer Gruppe geäußert wurde, war z.B. die Möglichkeit einer sprachmittelnden Begleitung innerhalb des Projektes. Vor allem für die älteren Menschen mit geringen Deutschkenntnissen sind beispielsweise Arztbesuche oft eine Herausforderung. Ich fände eine solche Unterstützung sehr sinnvoll.
5. Würden Sie die Angebote Ihrer Familie bzw. Ihren Bekannten weiterempfehlen?
Die meisten meiner Freunde kennen das Projekt und den Verein und haben bereits das ein oder andere Angebot selbst wahrgenommen. Ein Projekt wie AeviK würde ich stets weiterempfehlen. Insbesondere den älteren Menschen aus meinem Freundes- bzw. Bekanntenkreis, die wenig Deutsch können. Ich denke, dass es wichtig ist, über lokale altersspezifische Angebote informiert zu sein und zu wissen, was uns im Alter und ggf. bei Krankheit oder Pflegebedürftigkeit erwartet. Zudem finde ich es gut zu wissen, wo ich Unterstützung und ein bisschen Gesellschaft finden kann.
Gesundheitliche Chancengleichheit
Der Kooperationsverbund wurde 2003 von der BZgA initiiert. Sein zentrales Ziel ist die Stärkung und Verbreitung guter Praxis in Projekten und Maßnahmen der Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten.