19.11.2024

Mit Gebäuden die Gesundheit schützen

Neues Wissensportal PlanGesund.info

Atemwegserkrankungen plagen auch in diesem Herbst wieder viele Menschen in Deutschland. Gerade nach der COVID-19-Pandemie sind Maßnahmen gefragt, die die Verbreitung von Krankheitserregern in Innenräumen wirksam einschränken. Im Fokus stehen dabei vor allem Schulen, Arztpraxen sowie Alten- und Pflegeheime. Ein Forschungskonsortium der Technischen Universität Braunschweig, der Technischen Universität Berlin und der Charité Universitätsmedizin Berlin widmet sich diesem Thema in einem aktuellen Projekt. Die Wissenschaftler*in­nen haben erforscht, welche baulichen Maßnahmen Infektionsrisiken in Gebäuden verringern. Für den Wissenstransfer in die Praxis haben sie das kostenfreie Wissensportal PlanGesund.info entwickelt, das ab 4. Dezember 2024 zur Verfügung steht und das die Wissen­schaft­ler*in­nen an diesem Tag in Berlin vorstellen.

Menschen verbringen bis zu 90 Prozent ihres Lebens in Innenräumen. Deshalb sollten diese so gestaltet sein, dass sie auch das Wohlbe­finden fördern und die Gesundheit schützen. Die Prinzipien des baulichen Gesundheitsschutzes können dazu beitragen, eine alltägliche gesundheitsschützende Umgebung zu bauen und einen dauerhaften Betrieb von Gebäuden auch während eines erhöhten Infektions­geschehens zu ermöglichen.

Damit können unter anderem das Infektionsrisiko in Innenräumen und krankheitsbedingte Abwesenheitstage verringert und zudem der Klima- und Hitzeschutz verbessert werden. Der bauliche Gesundheitsschutz ist Teil einer ganzheitlichen Strategie, um resiliente, infektions­schützende und energieeffizientere Gebäude zu schaffen. „Zukunftsfähig zu bauen, heißt gesundheitsschützend zu bauen“, betont Projektleiter Lukas Adrian Jurk vom Institut für Konstruktives Entwerfen, Industrie- und Gesundheitsbau der TU Braunschweig. Das Institut leitet das Forschungskonsortium, zu dem das Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin, das Hermann-Rietschel-Institut der TU Berlin sowie das Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz der TU Braunschweig gehören.

Leitfäden mit Handlungsempfehlungen
Die Expert*innen aus unterschiedlichen Disziplinen wie Architektur, Design, Lüftungstechnik, Hygiene- und Materialwissenschaften haben untersucht, wie Infektionsrisiken in Gebäuden reduziert werden können. Im Fokus standen unter anderem die Ausstattung eines Gebäudes mit Lüftungstechnik, die eine Basishygiene sicherstellt, die Planung anpassungsfähiger Grundrisse sowie die Auswahl geeigneter Materialien für hygienekritische Oberflächen. Ziel des Forschungsverbunds ist es, alle am Bau Beteiligten zu motivieren, gesundheitsschützende Maßnahmen aktiv umzusetzen.

Mit der digitalen Wissensplattform PlanGesund.info bietet das Forschungskonsortium Architekt*innen, Planenden, Bauherr*innen und Verantwortlichen in Gesundheitsämtern praxisnahe Lösungen und Leitfäden mit Handlungsempfehlungen, um den baulichen Gesundheits­schutz als Bestandteil in der Planung von Neu- und Bestandsbauten zu verankern.

Gesundheitsschützendes Bauen praxistauglich etablieren
„Voraussetzung für die Praxistauglichkeit ist es, wesentliche Grundlagen zu den bestimmenden Risikofaktoren des baulichen Gesundheits­schutzes zu erklären, damit Maßnahmen durch die Baubranche zielgerichtet ergriffen werden können“, so Projektleiter Lukas Adrian Jurk. Nutzende finden dazu auf PlanGesund.info leicht verständliche Artikel zu medizinischem und technischem Grundlagenwissen sowie spezielle Entscheidungshilfen zum baulichen Gesundheitsschutz.

Entscheidungshilfen und Best-Practice Beispiele
„Viele Empfehlungen sind bereits Stand der Technik, müssen jedoch noch in der Breite umgesetzt werden“, sagt Professor Martin Kriegel vom Hermann-Rietschel-Institut der TU Berlin. Ein filterbarer Katalog mit mehr als 90 infrastrukturspezifischen baulichen, technischen und prozessualen Empfehlungen zur Infektionsprävention und eine Materialliste erleichtern die Umsetzung des baulichen Gesundheitsschutzes in der Praxis. Ein interaktives Tool unterstützt bei der Planung neuer oder der Verbesserung bestehender Lüftungskonzepte. Darüber hinaus können Best-Practice Beispiele bereits existierender Gebäude eingesehen werden. Die Informationen sind sowohl für die Neu- als auch die Bestandsplanung relevant.

Ausbau der Plattform
Zunächst sind auf der Plattform Informationen für Kindergärten, Schulen, Arztpraxen und Alten- und Pflegeheime verfügbar. Zukünftig soll das Angebot um weitere wichtige Infrastruktureinrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser erweitert werden.

Auch sollen kontinuierlich neue Forschungsergebnisse aus Projekten von bisher nicht beteiligten Forschenden einfließen. Dies betrifft unter anderem Erkenntnisse zum Hitzeschutz und zu Materialemissionen. Dazu werden gemeinsame Forschungsprojekte durchgeführt und ein Austauschformat etabliert, um den Transfer von Wissen und Bedarfen zwischen Forschung, Praxis und Politik zu verbessern.

Das Wissensportal startet am 4. Dezember 2024 unter www.plangesund.info.

Projektdaten
PlanGesund.info wird von Juni 2022 bis Dezember 2024 vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBSR) mit rund 420.000 Euro gefördert. Das Robert Koch-Institut ist beratend assoziierter Partner.

Zitiert nach einer Pressemitteilung der Technischen Universität Braunschweig vom 19.11.2024

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